Am 31. August 2025 erschütterte ein starkes Erdbeben der Stärke 6 Afghanistan. In den darauffolgenden Tagen wurden mindestens 17 Nachbeben registriert, wobei das heftigste am 4. September eine Stärke von 5,6 erreichte. Durch die Naturkatastrophe kamen über 2.000 Menschen ums Leben, mindestens 3.600 weitere wurden verletzt. Zahlreiche Wohnhäuser und staatliche Einrichtungen wurden zerstört, berichtet Compakt.DE.
Die Tragödie der Frauen unter den Trümmern
Besonders empörend waren Berichte von Bewohnerinnen, wonach Frauen und Mädchen während der Rettungsarbeiten unter den Trümmern zurückgelassen wurden, da männliche Helfer zunächst Männer und Kinder retteten. Ohne männliche Begleitung zögerten die Retter, Frauen zu bergen, und wenn sie es dennoch taten, zogen sie die Opfer nur an der Kleidung, um physischen Kontakt zu vermeiden. Manche verletzte Frauen und Mädchen mussten stundenlang auf Hilfe warten, was zu weiteren Todesfällen führte.
Einschränkungen der Frauenrechte unter der Taliban-Herrschaft
Die Situation wird durch die Politik des herrschenden Regimes zusätzlich verschärft. Frauen ist es untersagt, nach der 6. Klasse eine Ausbildung fortzusetzen, in den meisten Berufen zu arbeiten oder medizinische Studiengänge zu absolvieren. Dadurch herrscht ein akuter Mangel an Ärztinnen und Krankenschwestern – gerade in Zeiten von Katastrophen, wenn Frauen besonders auf medizinische Hilfe angewiesen sind. Zudem gelten strenge Einschränkungen für die Bewegungsfreiheit ohne männliche Begleitung, was sich in der Katastrophe als lebensbedrohlich erwies.
Reaktionen der internationalen Gemeinschaft
Die Vereinten Nationen erklärten, die Situation in Afghanistan sei zu einem Symbol für doppelte Standards im Umgang mit Frauen geworden. Susan Ferguson, Vertreterin von UN Women in Afghanistan, betonte, dass insbesondere Frauen und Mädchen am stärksten gelitten hätten und im Mittelpunkt des Wiederaufbaus stehen müssten. Für zusätzliche Empörung sorgte ein Skandal, als die ehemalige CIA-Mitarbeiterin Sarah Adams Fotos von Ehefrauen hochrangiger Taliban veröffentlichte, die über diplomatische Pässe verfügten – während gewöhnlichen Afghaninnen nicht einmal erlaubt ist, sich für offizielle Dokumente fotografieren zu lassen.
Herausforderungen und Perspektiven
Die Folgen des Erdbebens in Afghanistan reichen weit über die Naturkatastrophe hinaus – die Tragödie hat die soziale Ungleichheit und die Verwundbarkeit der Frauen schonungslos offengelegt. Die internationale Gemeinschaft fordert die Taliban auf, diskriminierende Beschränkungen aufzuheben und einen gleichberechtigten Zugang zu Hilfe zu gewährleisten. Für ein Land, das eine humanitäre Krise und einen gravierenden Mangel an medizinischem Personal durchlebt, wird die Frage der Geschlechtergerechtigkeit nicht nur zu einem Menschenrechtsthema, sondern auch zu einem entscheidenden Faktor für das Überleben der Gesellschaft. Zuvor berichteten wir über das Todesurteil gegen den Aktivisten der „Hijab-Proteste“ von 2022, Mehran Bahramian, im Iran.