Am 4. Oktober 2025 verabschiedete der polnische Sejm ein historisches Gesetz, das das Anketten von Hunden verbietet. Die Entscheidung ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen von Tierschützern und Organisationen, die ein Ende dieser als grausam geltenden Praxis forderten. Premierminister Donald Tusk nannte die Verabschiedung des Gesetzes eine „selbstverständliche, ethische Entscheidung“, berichtet Compakt.DE.
Bisher erlaubte das polnische Recht, Hunde bis zu 12 Stunden pro Tag anzuketten – eine Regelung, deren Einhaltung kaum kontrollierbar war. Die neuen Bestimmungen heben diese Möglichkeit vollständig auf: Hunde dürfen nun nur noch an der Leine geführt werden – beim Spaziergang, beim Transport oder beim Besuch öffentlicher Orte.
Wann das Anleinen erlaubt bleibt
Das Gesetz enthält eine klare Liste von Situationen, in denen das kurzfristige Anbinden eines Hundes erlaubt ist. Dazu gehören der Besuch von Orten, an denen Tiere nicht zugelassen sind, die Teilnahme an Ausstellungen, Trainings oder tierärztlichen Behandlungen. Eine Ausnahme gilt auch, wenn ein Hund eine Gefahr für Menschen oder andere Tiere darstellen könnte. Damit schafft der Staat ein Gleichgewicht zwischen öffentlicher Sicherheit und Tierrechten und beendet jahrzehntelange Missstände, die viele Hunde zu einem Leben an der Kette verurteilten.
Neue Standards für die Tierhaltung
Das Gesetz legt auch strengere Anforderungen an die Haltung von Hunden im Freien fest. Besitzer müssen geräumige, wetterfeste Gehege mit festem Boden und Dach bereitstellen. Die Mindestfläche richtet sich nach dem Gewicht des Hundes:
- bis 20 kg – mindestens 10 m²;
- 20–30 kg – 15 m²;
- über 30 kg – 20 m².
Das Gehege muss dem Hund täglichen Auslauf, Kontakt zur Umwelt und Schutz vor Witterung bieten. Die neuen Vorschriften gelten nicht für Diensthunde oder Tiere in Tierheimen.
Öffentliche Unterstützung und Erwartungen
Laut Umfragen unterstützen 74 % der Polen ein vollständiges Verbot des Anketten von Hunden. Tierschutzorganisationen wie Viva! und OTOZ Animals bezeichnen das Gesetz als Sieg, betonen jedoch, dass es nur der erste Schritt sei. Aktivisten fordern weitere Reformen: verpflichtende Tierkennzeichnung, Kontrolle der Zucht, Verbot von Feuerwerken und Schließung illegaler Zuchtstätten. Die Viva!-Vizepräsidentin Anna Zielińska erklärte, wahre Menschlichkeit beginne nicht mit Gesetzen, sondern mit Bildung – ohne Aufklärung bleibe selbst das beste Gesetz „ein totes Dokument“.
Europäischer Trend zu mehr Tierwohl
Polen reiht sich in die Gruppe von EU-Ländern ein, die das Anketten von Hunden offiziell verboten haben – darunter Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz. Dieser Schritt stärkt Polens Image als Staat, der sich europäischen Ethik- und Tierschutzstandards verpflichtet fühlt. Die Humanisierung im Umgang mit Tieren ist nicht nur eine moralische, sondern auch eine gesellschaftliche Entwicklung – sie fördert eine Kultur der Verantwortung und Empathie. Zuvor berichteten wir über die Tomahawk-Marschflugkörper – ihre Bedeutung, Technologie und geopolitischen Auswirkungen.