Am 16. September 2025 absolvierte Polens Präsident Karol Nawrocki seinen ersten offiziellen Besuch in Deutschland seit Amtsantritt. Im Schloss Bellevue wurde er von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren empfangen – ein Zeichen für die Bedeutung des Dialogs zwischen zwei zentralen Partnern der EU und der NATO. Im Mittelpunkt der Gespräche standen regionale Sicherheit, Unterstützung für die Ukraine sowie historische Streitfragen, wie DW und Compakt.DE berichten.
Sicherheit in Osteuropa und gemeinsame Antworten auf Bedrohungen
Bei den Gesprächen mit Kanzler Friedrich Merz betonte die polnische Delegation die Notwendigkeit, die Verteidigung der NATO-Ostflanke zu stärken. Der Kanzler versicherte, dass Deutschland „fest und entschlossen“ an Polens Seite stehe, um potenziellen Bedrohungen aus Russland zu begegnen. Nach jüngsten Verletzungen des polnischen Luftraums durch russische Drohnen versprach Berlin, die militärische Unterstützung zu erhöhen: Die Zahl der Eurofighter, die den polnischen Himmel sichern, soll von zwei auf vier verdoppelt werden. Dieser Schritt gilt als Signal der Geschlossenheit der Verbündeten gegenüber dem Druck des Kremls.
Unterstützung für die Ukraine als strategische Priorität
Beide Präsidenten bekräftigten, dass die Hilfe für Kiew ein gemeinsames Ziel bleibe. Es geht um militärische und finanzielle Unterstützung, die notwendig ist, um die russische Aggression einzudämmen. Warschau und Berlin wollen ihre Maßnahmen mit anderen NATO-Partnern koordinieren, um die östliche Grenze des Bündnisses zu festigen und demokratische Werte in der Region zu schützen.
Reparationen für den Zweiten Weltkrieg: alter Streit in neuem Kontext
Vor seiner Reise erklärte Nawrocki, er wolle die Frage von Reparationen in Höhe von 1,3 Billionen Euro für die Schäden des Zweiten Weltkriegs erneut ansprechen. Obwohl die offizielle Erklärung der Bundesregierung nach den Gesprächen diese Forderungen nicht erwähnte, bestätigte Berlin seine Bereitschaft, zur Versöhnung beizutragen und die Erinnerungskultur zu pflegen. Die Position Deutschlands bleibt unverändert: Laut internationalen Abkommen und den Vereinbarungen von 1953 gilt die Frage der Zahlungen als endgültig geklärt. In Warschau ist man jedoch der Ansicht, dass das Ausmaß der Zerstörungen und Opfer einen neuen Blick rechtfertige.
Perspektiven der deutsch-polnischen Partnerschaft
Trotz historischer Streitpunkte zeigt Nawrockis Besuch die Bereitschaft beider Seiten, ein Gleichgewicht zwischen Vergangenheit und aktuellen Herausforderungen zu finden. Der Ausbau der Verteidigungszusammenarbeit, die Koordination der Unterstützung für die Ukraine und die Offenheit für einen Dialog über schwierige Themen könnten die Grundlage für eine neue Qualität der Beziehungen zwischen Warschau und Berlin bilden. Dieser Kurs entspricht den Interessen nicht nur beider Länder, sondern auch der gesamten EU, die sich vor der aggressiven Politik Moskaus und globalen Sicherheitsrisiken zusammenschließen muss. Zuvor berichteten wir bereits, dass Israel startet Bodenoffensive in Gaza: Analyse der Lage.