Sind die angeblichen Tesla Glide wirklich schwebende Tesla-Schuhe – oder nur ein perfekter KI-Fake

Die angeblichen „schwebenden Tesla-Schuhe“ gehen viral. Eine Analyse zeigt: Tesla Glide ist kein Produkt, sondern ein KI-Fake. Was dahinter steckt.

Als Anfang November kurze Clips in sozialen Netzwerken auftauchten, die angeblich „schwebende Tesla-Schuhe“ zeigten, verbreitete sich das Material in Deutschland in rasanter Geschwindigkeit. Unter dem Namen Tesla Glide zeigten die Videos Sneaker, die den Träger mehrere Zentimeter über dem Boden schweben lassen sollten. Die Aufnahmen wirkten professionell, futuristisch und erinnerten an Produktvideos von Tesla – berichtet die Redaktion compakt.de unter Berufung auf internationale Analysequellen.

Doch eine detaillierte Überprüfung zeigt: Die schwebenden Schuhe existieren nicht. Die Videos sind KI-generierte Visualisierungen, erstellt von einem Digital-Designer – und stehen in keinerlei Verbindung zu Tesla.

Ursprung der Clips: ein einzelner Digital-Künstler

Die viralen Videos stammen vom indischen Creator Ajin Joseph (@multiversematrix), der regelmäßig KI-basierte 3D-Konzepte veröffentlicht.
Er nutzt:

  • generative Bildmodelle,
  • 3D-Rendersoftware,
  • KI-Animationen,
  • realistische Lichtsimulationen.

Die Tesla-Schuhe entstanden als künstlerisches Konzept, nicht als technische Demonstration. In einem seiner Posts weist Joseph ausdrücklich darauf hin, dass das Produkt nicht echt ist. Doch diese Information verschwand, sobald die Clips ohne Kontext weiterverbreitet wurden.

Technische Analyse der angeblichen „Tesla Glide“-Schuhe

(Auswertung des viralen Videomaterials – keine realen Produktspezifikationen)

1. Schwebehöhe und Bewegungscharakteristik

Im Video scheinen die Schuhe in einer Höhe von rund 5 bis 10 Zentimetern über dem Boden zu schweben. Die Bewegung verläuft gleichmäßig und ohne sichtbare Energie- oder Antriebskomponenten. Natürliche Gewichtsverlagerungen fehlen vollständig; der Bewegungsablauf entspricht eher einer computeranimierten Sequenz als physikalisch realen Kräften.

2. Sohlendesign und Unterbau

Die Darstellung zeigt ringförmige Lichtquellen unter jedem Schuh. Die Lichtstreuung wirkt digital und reproduzierbar, ohne die typischen Unregelmäßigkeiten realer Beleuchtung. Funktionale Elemente wie Magnetspulen, Rotoren, Stabilisatoren oder Sensorik sind nicht erkennbar. Die Sohle erscheint homogen und ohne mechanische Struktur.

3. Materialbeschaffenheit und Oberflächenreflexionen

Die Oberfläche der Schuhe weist eine glatte, metallisch wirkende Struktur auf. Reflexionen verhalten sich unnatürlich gleichmäßig, was auf gerenderte Materialien hindeutet. Es fehlen Abnutzungsspuren oder mikrostrukturelle Details, die selbst bei Prototypen auftreten würden. Wiederholende Texturmuster sprechen für ein 3D-Modell.

4. Stabilitäts- und Steuerungsmechanismen

Im Videomaterial sind keinerlei Reaktionen auf Belastung, Druck oder Neigungsänderungen erkennbar. Eine realistische Stabilisierung – etwa durch Gyroskope, Inertialsensoren oder eine aktive Regeltechnik – wird nicht angedeutet. Der Bewegungsablauf bleibt unabhängig von der Körperhaltung des vermeintlichen Trägers.

5. Akustik und Interaktion mit der Umgebung

Das Video enthält keine Geräusche, die auf mechanischen, magnetischen oder pneumatischen Antrieb hindeuten könnten. Es fehlen Interaktionen mit dem Untergrund wie Staubbewegungen, variierende Schatten oder Druckveränderungen. Die Schatten bleiben konstant und folgen nicht den realen Lichtverhältnissen eines dreidimensionalen Raums.

6. Energieversorgung und technische Realisierbarkeit

Weder im sichtbaren Bereich noch implizit lässt sich auf ein Energiekonzept schließen. Elemente wie Akkus, Stromleitungen, Kühlkörper oder Energieumwandlungssysteme sind nicht vorhanden. Für echte Levitation wären umfangreiche technische Komponenten notwendig, die im Videomaterial vollständig fehlen.

Technische Analyse: Warum die Videos eindeutig KI-Fake sind

Unabhängige Prüfer und Forensik-Tools stellten mehrere Merkmale fest, die eindeutig auf künstliche Erzeugung hindeuten.

1. KI-Detektion (Hive Moderation)

Die Analyse ergab:

  • 99,9 % Wahrscheinlichkeit für KI-Generierung,
  • identische Texturen,
  • unnatürliche Reflexionen,
  • fehlende Schattenverformungen.

2. Bewegungsanalyse

Beim Frame-by-Frame-Vergleich zeigten sich:

  • gleichmäßige, unnaturalistische Bewegungsabläufe,
  • keine Mikro-Schwankungen wie bei echten Videoaufnahmen,
  • künstliche Gleiteffekte, wie man sie aus Animationssoftware kennt.

3. Licht & Oberfläche

Die Beleuchtung ist typisch für Computer-Renderings:

  • mathematisch perfekte Lichtquellen,
  • keine realen Streulichtfehler,
  • idealisierte Oberflächen.

Was sagt Tesla

Kurz gesagt: Tesla sagt nichts – und das ist bereits die wichtigste Aussage.

Eine Prüfung ergab:

  • keine Patente zu Schuhen, Levitation oder persönlicher Mobilität,
  • keine Pressemitteilungen,
  • keine Investorenhinweise,
  • keine Erwähnung auf X oder dem Tesla-Blog,
  • keine Hinweise in Datenbanken der US-Patentbehörde.

Auch das angebliche Präsentations-Event, die Indian International Consumer Expo 2025, existiert nicht.
Keine Website.
Keine Organisatoren.
Keine Erwähnungen in Messekalendern.

Warum gerade Deutschland darauf ansprang

Deutschland ist ein idealer Boden für technologische Mythen:

1. Der Tesla-Faktor (Gigafactory Berlin)

Tesla prägt die Innovationsdebatte in Deutschland seit Jahren.
Alles, was mit Tesla verknüpft wird, wirkt sofort glaubwürdig.

2. Hohe Technik-Affinität

Vor allem in Berlin, München und Hamburg verbreiten sich Tech-Trends extrem schnell.

3. Visuelle Überzeugungskraft

Menschen glauben Bildern und Videos mehr als Text – besonders, wenn das Material hochwertig wirkt.

4. Wunsch nach Durchbruch in der Mobilität

Diskussionen um E-Autos, autonome Systeme und urbane Mobilität begünstigen jeden visuellen Hinweis auf „das nächste große Ding“.

Was wirklich passiert ist

Ein einzelner KI-Künstler veröffentlichte ein visuell überzeugendes Konzept. Die sozialen Netzwerke entfernten jede Kontextinformation. Der Algorithmus tat den Rest. Medien und Nutzer begannen zu spekulieren, als hätte Tesla tatsächlich ein neues Produkt angekündigt. In Wahrheit handelt es sich um das perfekte Beispiel dafür, wie KI in 2025 technologische Illusionen erzeugt, die überzeugender wirken als viele echte Innovationen. Die Tesla-Schuhe, die angeblich den Alltag revolutionieren sollten, sind reine Fiktion. Doch die Wucht, mit der der Fake die deutsche Öffentlichkeit erreichte, zeigt ein größeres Problem:

Wir leben in einer Zeit, in der realistisch wirkende KI-Videos schneller entstehen, als Fakten überprüft werden können.

Wer in Zukunft wissen will, ob wir wirklich „bald schweben“, muss lernen, zuerst die Quelle zu prüfen – und nicht das Video zu glauben. Lesen Sie auch: Elon Musk stellt Grokipedia vor – eine KI-Alternative zu Wikipedia. Was man über die künstliche Intelligenz von xAI wissen sollte