Ukraine-Gespräche in Berlin: Warum Selenskyj Donezk nicht räumt

Friedensgespräche in Berlin: Selenskyjs Nein zu Donezk

In Berlin rückt eine mögliche Zäsur im Ukraine-Krieg näher. Wie die Redaktion von compakt.de berichtet, treffen sich dort Vertreter der Ukraine und eine US-Delegation zu entscheidenden Gesprächen über Krieg und Frieden. Seit mehr als 45 Monaten prägt der russische Angriffskrieg die Sicherheitslage in Europa, und erstmals steht ein Einfrieren der Front real im Raum. Gleichzeitig bleibt offen, ob diese Gespräche zu echter Stabilität führen können. Für Präsident Wolodymyr Selenskyj ist jedoch klar, dass es trotz Kompromissbereitschaft Grenzen gibt, die nicht überschritten werden dürfen.

Worum es beim Gipfel in Berlin geht

Der Friedensgipfel in Berlin gilt als politischer Wendepunkt für die Ukraine. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob der Krieg vorläufig gestoppt oder lediglich eingefroren wird. Grundlage der Gespräche ist ein 28-Punkte-Plan aus den USA, der deutliche russische Interessen berücksichtigt. Für Kiew bedeutet das intensive Abwägungen zwischen militärischer Realität und staatlicher Souveränität. Die Verhandlungen sind deshalb mehr als Diplomatie, sie entscheiden über die strategische Zukunft des Landes. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das Treffen.

Der US-Plan und seine zentralen Forderungen

Der vorgeschlagene US-Plan enthält mehrere heikle Punkte für die Ukraine. Dazu zählt der Verzicht auf eine künftige NATO-Mitgliedschaft, der die Sicherheitsarchitektur des Landes langfristig verändern würde. Ebenso sieht das Papier vor, innerhalb von 100 Tagen Neuwahlen abzuhalten. In diesen politischen Fragen signalisiert Kiew unter bestimmten Bedingungen Gesprächsbereitschaft. Besonders sensibel sind jedoch die territorialen Forderungen. Genau hier verläuft die entscheidende Trennlinie zwischen Zustimmung und Ablehnung.

Friedensgespräche in Berlin: Selenskyjs Nein zu Donezk

Territoriale Regelungen im Detail

Laut dem Dokument sollen die Krim sowie die Regionen Luhansk und Donezk de facto als russisch anerkannt werden. Weitere Gebiete wie Saporischschja und Cherson würden entlang der Kontaktlinie eingefroren. Für die Ukraine wäre dies ein schmerzhafter, aber zeitlich begrenzter Verzicht auf besetzte Territorien. Kiew betont dabei, dass es sich nicht um eine endgültige Aufgabe handeln dürfe. Eine völkerrechtliche Anerkennung russischer Kontrolle lehnt Selenskyj weiterhin ab. Diese Unterscheidung ist für die ukrainische Führung zentral.

Warum Donezk für Selenskyj nicht verhandelbar ist

Besonders klar positioniert sich Präsident Selenskyj beim Thema Donezk. Zwar ist die Ukraine bereit, die Front in mehreren Regionen einzufrieren, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Ein Rückzug aus von Kiew kontrollierten Teilen der Region Donezk kommt jedoch nicht infrage. Selenskyj sieht darin ein erhebliches Sicherheitsrisiko für das Land. Ein solcher Schritt könnte Russland ermöglichen, militärisch schnell Fakten zu schaffen. Für die Ukraine wäre das gleichbedeutend mit einer Kapitulation.

Friedensgespräche in Berlin: Selenskyjs Nein zu Donezk

Die Idee einer demilitarisierten Wirtschaftszone

Als Alternativvorschlag brachten die USA eine demilitarisierte Wirtschaftszone ins Spiel. Demnach sollten sich ukrainische Truppen aus rund 5600 Quadratkilometern der Region Donezk zurückziehen. Diese Gebiete sollten weder von ukrainischen noch von russischen Kampftruppen kontrolliert werden. Russland griff den Vorschlag auf und schlug vor, dort eigene Sicherheitskräfte zu stationieren. Genau dieser Punkt verstärkte jedoch die Skepsis in Kiew. Die ukrainische Führung bezweifelt, dass solche Zusagen eingehalten würden.

Tiefes Misstrauen gegenüber russischen Zusagen

Präsident Selenskyj äußerte offen Zweifel an der Umsetzbarkeit des Modells. Er stellte die Frage, wer eine solche Zone tatsächlich verwalten und sichern würde. Aus ukrainischer Sicht besteht die Gefahr, dass Russland die geräumten Gebiete später militärisch besetzt. Ein hochrangiger Vertreter aus Kiew machte deutlich, dass dies nicht akzeptiert werde. Ohne belastbare internationale Garantien sei ein Rückzug undenkbar. Das Misstrauen gegenüber Moskau bleibt entsprechend groß.

Kompromissbereitschaft mit klaren Grenzen

Trotz aller Vorbehalte zeigt sich die Ukraine weiterhin verhandlungsbereit. Kiew signalisiert Offenheit für gegenseitige Truppenrückzüge entlang der Frontlinie. Ein möglicher Ansatz wäre ein beidseitiger Rückzug um fünf bis zehn Kilometer. Dadurch ließe sich zumindest kurzfristig die Gewalt reduzieren. Voraussetzung dafür sind jedoch Gegenseitigkeit und internationale Kontrolle. Ein einseitiger freiwilliger Rückzug steht für die Ukraine weiterhin nicht zur Debatte.

Bedingungen der Ukraine für weitere Schritte

Die Position Kiews lässt sich in mehreren Punkten zusammenfassen:

  • zeitlich begrenztes Einfrieren der Front
  • gegenseitige und überprüfbare Truppenrückzüge
  • keine einseitige Aufgabe strategisch wichtiger Gebiete
  • internationale Sicherheitsgarantien

Diese Bedingungen zeigen, dass Selenskyj zu weitreichenden Kompromissen bereit ist, jedoch keine Entscheidungen akzeptiert, die die Sicherheit und staatliche Integrität der Ukraine dauerhaft gefährden.

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