Die niederländische Regierung steht vor einer Herausforderung: Kommunale Unterkünfte sind überfüllt, während die Zahl ukrainischer Geflüchteter Monat für Monat wächst. Vor diesem Hintergrund erklärte die Ministerin für Flüchtlinge und Migration, Mona Keijzer, dass ukrainische Männer, die bereits im Land arbeiten, ihre Unterkunft selbst organisieren sollten, berichtet Compakt.DE.
Warum kam diese Erklärung?
Laut offiziellen Angaben leben in den Niederlanden mehr als 100.000 Ukrainer, rund 97.000 Plätze in kommunalen Zentren sind bereits belegt. Allein im August 2025 wandten sich über 400 neue Asylsuchende aus der Ukraine an das Rote Kreuz – ein Rekord der letzten Monate. Die Gemeinden melden fehlende Kapazitäten und warnen vor einer kritischen Lage, schreibt Europäische Wahrheit unter Berufung auf den Sender NOS.
Was schlägt die Regierung vor?
Mona Keijzer betonte, dass arbeitende ukrainische Männer die Möglichkeit hätten, eine Unterkunft eigenständig zu mieten – über Arbeitgeber, Verwandte oder den privaten Wohnungsmarkt. Sie nannte dies einen „vernünftigen und fairen“ Schritt, da auch Niederländer mit Arbeit ihre Wohnsituation selbst sichern. Zugleich stellte sie klar: Es handelt sich nicht um eine Pflicht, denn laut europäischen Regeln behalten Ukrainer Anspruch auf kostenlose Unterkunft und Bildung.
Wie reagieren Hilfsorganisationen?
Beim Roten Kreuz hält man diese Initiative für unzureichend. Vertreter der Organisation betonen, es sei unrealistisch, Geflüchteten, die vor dem Krieg geflohen sind, die Verantwortung für die Wohnungssuche allein zu übertragen. Ihrer Ansicht nach hätte der Staat früher in zusätzliche Unterkünfte investieren müssen, da viele Neuankömmlinge weder Ressourcen noch Kontakte für eine schnelle Anmietung haben.
Die EU-Richtlinie über vorübergehenden Schutz für Ukrainer gilt in den Niederlanden mindestens bis März 2027. Das bedeutet, dass das Recht auf Unterbringung rechtlich für alle Geflüchteten bestehen bleibt. Die Regierung will jedoch den Druck auf die Kommunen verringern, indem sie diejenigen, die bereits am Arbeitsmarkt integriert sind, zu mehr Eigenständigkeit ermutigt.

Die Erklärung von Mona Keijzer signalisiert eine neue Phase in der niederländischen Strategie zur Unterbringung von Ukrainern. Das Land ist bereit, weiterhin Schutz zu gewähren, erwartet jedoch von jenen mit Einkommen mehr Selbstständigkeit. Für viele Ukrainer könnte dies eine Herausforderung, aber zugleich ein Schritt zu tieferer Integration in die niederländische Gesellschaft sein. Zuvor berichteten wir über So bleiben Sie im Herbst voller Energie: Praktische Tipps.