Die UNO hat offiziell eine Hungersnot anerkannt im Gazastreifen und festgestellt, dass die humanitäre Lage eine kritische Schwelle erreicht hat. Nach der Klassifikation der Integrierten Phasen der Ernährungssicherheit (IPC) leben Hunderttausende bereits in katastrophalen Bedingungen, während Millionen weiteren eine Verschlechterung der Situation droht, berichtet Compakt.DE.
Wie viele Menschen sind im Gazastreifen betroffen?
Die Analyse der UNO zeigt, dass über 500.000 Menschen im Gazastreifen die Phase 5 – die höchste Stufe der Ernährungsunsicherheit – erreicht haben, klassifiziert als „Katastrophe“. Mehr als 1 Million Menschen befinden sich in Phase 4 – „Notstand“ – und rund 400.000 in Phase 3 – „Krise“. Das bedeutet nicht nur Nahrungsmittelknappheit, sondern auch den Verlust des Zugangs zu grundlegenden Überlebensbedingungen.
Warum die UNO die Lage als „menschen-gemachte Katastrophe“ bezeichnet
UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, dass der Hunger in Gaza kein Naturereignis sei, sondern eine Folge der Zerstörung lebenswichtiger Systeme. Er bezeichnete die Situation als „moralische Anklage“ und als Versagen der internationalen Gemeinschaft. Nach Einschätzung der UNO ist die Katastrophe nicht nur durch die Kampfhandlungen, sondern auch durch die Blockade von Lebensmitteln und Medikamenten verursacht worden.
Droht die Hungersnot auch andere Gebiete zu erfassen?
In den kommenden Wochen könnte die Hungersnot auch die Provinzen Deir al-Balah und Khan Younis erreichen. Organisationen warnen, dass bis Ende September über 640.000 Menschen in „katastrophalen Hungerbedingungen“ leben werden. Zusätzlich bleiben mehr als 1,1 Millionen Menschen in der Phase „Notstand“.
Welche Maßnahmen fordert die UNO von Israel?
Die UN-Agenturen fordern die sofortige Öffnung humanitärer Korridore und die Lieferung von Lebensmitteln. Sie appellieren zudem an Israel als die kontrollierende Seite, den Zugang zu Medikamenten und Nahrung sicherzustellen. Zu den Hauptforderungen gehören ein Waffenstillstand und die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln.
Warum dies der erste offizielle Hungersnot-Fall im Nahen Osten ist
Die UNO betonte, dass es sich um den ersten offiziell dokumentierten Hungersnot-Fall im Nahen Osten seit Beginn der IPC-Beobachtungen handelt. Die Einstufung basiert auf drei Kriterien: extremes Hungern, akute Unterernährung und durch Hunger verursachte Sterblichkeit. In Gaza wurden alle diese Schwellenwerte überschritten.
Folgen des Krieges für die Zivilbevölkerung
Der seit Oktober 2023 andauernde Krieg hat bereits Zehntausende Menschenleben gefordert. Neben den zivilen Opfern haben Hunderttausende den Zugang zu Wohnraum, medizinischer Versorgung und grundlegenden Ressourcen verloren. Experten warnen: Wenn humanitäre Hilfe nicht bald eintrifft, könnte die Zahl der Opfer durch Hunger und Krankheiten weiter steigen. Zuvor berichteten wir, dass die Hitzewelle 2025 in Portugal über 1300 Todesfälle verursacht hat.