Nach seiner Rückkehr nach Washington zeigt Trump eine neue Rhetorik – hart, aggressiv und mit dem Fokus auf wirtschaftlichen Druck. Während seiner ersten Amtszeit wurde ihm oft vorgeworfen, gegenüber dem Kreml zu nachgiebig zu sein. Nun positioniert er sich als Präsident der Stärke. Im Zentrum steht das Energie-Bündnis zwischen Russland und China, das Moskaus Wirtschaft mit monatlichen Milliardenzahlungen für Öl stützt, berichtet Compakt.DE unter Berufung auf WP.
Sanktionsmodell: Wie der Druck auf Indien bei China greifen könnte
Die jüngsten Handelsbeschränkungen gegen Indien signalisieren: Die USA sind bereit, auch Verbündete zu bestrafen, wenn sie weiterhin russisches Öl kaufen. Ein Zollsatz von 25 % veranlasste indische Raffinerien, russische Importe vorübergehend einzustellen – auch wenn die Regierung dies offiziell nicht bestätigt. Trump deutet an, eine ähnliche Strategie gegenüber China zu verfolgen. Der Gedanke: Wenn Peking aufhört, russisches Öl zu kaufen, verliert der Kreml eine seiner wichtigsten Einnahmequellen für den Krieg.
Warum China sich (noch) nicht beugt
Peking zeigt bisher keine Anzeichen von Nachgiebigkeit. Trotz wirtschaftlicher Abhängigkeit vom US-Handel betrachtet China russisches Öl als Element nationaler Energiesicherheit. Die Einkäufe erfolgen zudem mit Preisnachlässen – attraktiv angesichts der internen Konjunkturschwäche. Peking agiert vorsichtig: Es stimmt Verhandlungen zu, meidet Provokationen, doch von einer Abkehr von russischen Ressourcen ist keine Rede. Das anstehende Treffen zwischen Xi Jinping und Trump könnte zum Wendepunkt – oder zur nächsten Eskalation – werden.
Sekundärsanktionen als globales Druckmittel
Die Geschichte zeigt: Sekundärsanktionen haben mehrfach politische Kurswechsel herbeigeführt. Im Fall des Iran, Syriens und Nordkoreas erwies sich wirtschaftlicher Druck als wirksamer als direkte Interventionen. China ist keine Ausnahme, doch die Risiken sind erheblich größer. Trumps Warnung vor 100% Zöllen auf chinesische Produkte löst bei Analysten Alarm aus. Pekings mögliche Reaktion – ein Embargo auf seltene Erden – bedroht nicht nur US-Technologieunternehmen, sondern auch die Weltwirtschaft.
Saudi-Faktor: Können Verbündete den Ausfall kompensieren?
Falls China ein Öl-Embargo verhängt oder russische Käufe reduziert, setzt Washington auf Unterstützung aus der Golfregion. Trump pflegt traditionell gute Beziehungen zu Saudi-Arabien, den VAE und Kuwait. Laut Schätzungen könnten diese Länder temporär die Versorgungslücke schließen. Doch der Ölmarkt bleibt volatil, die geopolitische Lage unberechenbar. Ein zu aggressiver Kurs der USA könnte alle Marktteilnehmer treffen – von Importeuren bis hin zu Rohstoffbörsen.
Was Peking beeinflussen könnte und US-Entschlossenheit beweist
Laut der Washington Post könnte ein Kurswechsel Chinas erfolgen, wenn Peking glaubt, dass Trump tatsächlich eskalieren will – etwa durch massive Waffenlieferungen an die Ukraine. Chinas wirtschaftliche Verflechtung mit den USA wiegt schwerer als seine strategische Nähe zu Moskau. Aktuell jedoch bleibt der Status quo bestehen: Peking schweigt, Moskau hofft auf weitere Lieferungen, und die Welt hält den Atem an – im Angesicht eines möglichen geopolitischen Showdowns mit globalen Folgen. Zuvor berichteten wir auch über die neunmonatige Sperrung der Bahnstrecke Berlin–Hamburg.