Die Frage, ob man nach dem Empfang der Heiligen Kommunion schlafen darf, wird unter Gläubigen häufig diskutiert. Manche erinnern sich an Großmutters Warnung: „Leg dich nach der Liturgie nicht hin – das ist Sünde.“ Andere halten solche Aussagen für Aberglauben. Wir beleuchten, was die orthodoxe Tradition dazu sagt, woher solche Überzeugungen stammen und wie man sich nach der Eucharistie tatsächlich verhalten sollte, berichtet Compakt.DE.
Woher stammt der Brauch, nach der Kommunion nicht zu schlafen?
Viele Menschen hörten schon als Kinder, dass man nach dem Empfang der Heiligen Gaben nicht schlafen dürfe. Die Gründe variierten: „Der Engel wird sich abwenden“, „die Sonne geht auf und nimmt die Seele mit“, „die Kraft der Kommunion geht verloren“. Solche Überzeugungen leben seit Jahrhunderten im Volksglauben fort, sind jedoch kirchlich nicht belegt. Sie haben vielmehr einen erzieherischen Charakter: Sie sollen die Bedeutung des Sakraments unterstreichen und den Menschen auf geistige Wachsamkeit einstimmen. Im Volkskulturumfeld wurden häufig bildhafte Verbote genutzt, um Ehrfurcht vor dem Heiligen zu wecken.
Was sagt die orthodoxe Kirche über Schlaf nach der Kommunion?
Die orthodoxe Lehre enthält kein Verbot des Schlafes am Tag oder in der Nacht nach dem Empfang der Eucharistie. In theologischen Schriften gibt es keine Regel, die Schlaf einschränkt. Dennoch sind Gläubige nach der Kommunion dazu aufgerufen, eine Zeit geistiger Sammlung zu pflegen. Die Kirche betont: Der Tag der Kommunion sollte in Stille, im Gebet und mit Dankbarkeit verbracht werden – ohne unnötige Ablenkung. Schlaf als physiologisches Bedürfnis gilt nicht als Sünde. Wichtig ist jedoch: sich nicht unmittelbar nach der Liturgie geistig abzuschotten oder gleichgültig zu werden.
Fazit: Schlaf ist erlaubt, sollte aber mit Demut und einem dankbaren Herzen geschehen.
Warum man im Volksglauben Angst vor dem Schlaf nach der Liturgie hatte
In vielen Dörfern glaubte man früher: „Wer nach der Kommunion schläft, verliert die Gnade Gottes.“ Diese Ansicht könnte aus einem übermäßigen Fokus auf äußere Ausdrucksformen des Glaubens stammen: Gebete, Stehen, Kirchengesänge. Schlaf wurde als Faulheit oder Nachlässigkeit gedeutet, nicht als Erholung. Besonders bei Kindern wurde der Schlaf nach der Liturgie untersagt, um Gottesfurcht zu lehren. In Wahrheit hatte dies eher symbolischen Charakter. Der Heilige Geist verlässt den Menschen nicht durch Müdigkeit, solange das Herz ehrfürchtig bleibt.
Was man nach der Kommunion laut kirchlicher Lehre vermeiden sollte
Auch wenn Schlaf nicht verboten ist, rät die Kirche davon ab, sich nach der Eucharistie mit Folgendem zu beschäftigen:
- Leere Gespräche
- Weltliche Unterhaltung (Musik, Fernsehen)
- Physische Überanstrengung oder Streit
- Soziale Netzwerke, endloses Scrollen
Diese Liste ist nicht als strenges Verbot zu verstehen, sondern als Einladung, die Vereinigung mit Christus bewusst und konzentriert zu erleben. Wenn Schlaf wirklich nötig ist, widerspricht er nicht der geistlichen Disziplin.
Wann Ruhe nach der Kommunion sinnvoll und notwendig ist
Nach nächtlicher Liturgie oder während des Großen Fastens kann der Körper erschöpft sein. Besonders ältere Menschen, Kranke oder jene, die lange gefastet haben, benötigen Erholung. In solchen Fällen ist ein kurzer Mittagsschlaf ein Akt der Fürsorge für den Tempel des Körpers – keine geistliche Schwäche. Mehr noch: Ruhe nach der Kommunion kann zu einem Moment innerer Stille, Dankbarkeit und Zuhörens werden. In Klöstern etwa ist nach dem Mittagessen häufig eine Zeit der Ruhe vorgesehen.

Wie man den Tag nach der Kommunion verbringen sollte
Es ist sinnvoller, sich nicht den Schlaf zu verbieten, sondern sich ehrlich zu fragen: Wie nutze ich die Gnade, die ich gerade empfangen habe? Und aufrichtig zu antworten – nicht nur am Tag der Liturgie, sondern an jedem Tag.
- Beten Sie dankbar. Kurz, aber bewusst.
- Vermeiden Sie Hektik. Verschieben Sie Einkäufe und Hausarbeit auf später.
- Nehmen Sie sich Zeit für Stille – Spaziergänge, Evangelienlektüre oder einfach Betrachtung.
- Wenn Sie müde sind – schlafen Sie. Im Vertrauen darauf, dass Schlaf ein Teil von Gottes Fürsorge ist.
- Erinnern Sie sich abends an den Tag. Spüren Sie, wie die Kommunion Ihren Blick auf das Gewöhnliche verändert hat.
Volksglauben beruhen oft auf bildhaften Vorstellungen, die Ehrfurcht erzeugen sollten. Doch der moderne Mensch ist gerufen, die Wahrheit im Gleichgewicht zwischen Tradition und kirchlichem Verständnis zu suchen. Schlaf nach der Kommunion ist keine Sünde, solange er nicht vom geistlichen Sinn des Tages ablenkt. Früher haben wir darüber geschrieben, was passiert, wenn man eine Spinne im Haus tötet – Volksglauben, Wissenschaft und Regeln des Zusammenlebens.