Bangladesch erlebt derzeit einen der schwersten Dengue-Ausbrüche seiner Geschichte. Innerhalb weniger Monate überschritt die Zahl der Infektionen mehrere Zehntausend, und Hunderte Menschen starben. Ärztinnen und Ärzte schlagen Alarm, denn die Krankenhäuser sind überfüllt. Immer mehr Kinder müssen auf Intensivstationen behandelt werden, während Klima- und Urbanisierungsfaktoren die Lage zusätzlich verschärfen, berichtet Compakt.DE nach Angaben von Reuters.
Aktuelle Lage
Laut dem Generaldirektorat für Gesundheitsdienste in Bangladesch ist die Zahl der Dengue-Fälle in den vergangenen Wochen rasant gestiegen. Innerhalb eines einzigen Tages wurden Dutzende Todesfälle und Hunderte Krankenhauseinweisungen gemeldet. Insgesamt wurden in diesem Jahr bereits mehr als 40.000 Erkrankungen bestätigt, und mindestens 179 Menschen sind gestorben. Fachleute warnen jedoch, dass der eigentliche Höhepunkt der Epidemie noch bevorstehen könnte.
Warum Kinder besonders gefährdet sind
Medizinerinnen und Mediziner betonen, dass Kinder besonders gefährdet sind. Sie verlieren schneller Flüssigkeit, und eine schwere Form des Dengue-Fiebers kann Schockzustände oder Blutungen auslösen. Daher appellieren Ärzte an Eltern, erste Anzeichen ernst zu nehmen. Dazu gehören anhaltendes hohes Fieber, Zahnfleischbluten, Hautausschläge sowie Anzeichen von Austrocknung.
Frühere Dengue-Epidemien in Bangladesch
Das Land hat bereits schmerzhafte Erfahrungen mit Dengue gemacht. Besonders schlimm war das Jahr 2023, als das Gesundheitssystem fast zusammenbrach. Fachleute warnten damals, dass sich die Lage ohne langfristige Präventionsprogramme und eine bessere Kontrolle der Mückenpopulation wiederholen werde. Am stärksten betroffen war die Hauptstadt Dhaka, auf die mehr als die Hälfte aller Fälle und fast 80 % der Todesopfer entfielen. Auch Chittagong und Barisal waren stark betroffen, während Sylhet die niedrigsten Zahlen meldete.
Zusätzliche Herausforderungen: Chikungunya und andere Viren
Neben Dengue erlebt Bangladesch aktuell auch einen Ausbruch des Chikungunya-Virus. Diese Krankheit endet selten tödlich, verursacht jedoch lang anhaltende Gelenkschmerzen und Schwäche. Die gleichzeitigen Epidemien erhöhen die Belastung für das ohnehin stark geforderte Gesundheitssystem.
Warum sich Dengue ausbreitet: Klima und Urbanisierung
Fachleute nennen mehrere Gründe, warum sich Dengue so schnell verbreitet. Sie betonen vor allem die Verbindung von Klima, sozialer Lage und fehlender Infrastruktur:
- Klimafaktoren: Eine lange Monsunzeit führt zu vielen Wasseransammlungen, in denen sich Mücken stark vermehren können.
- Schnelle Urbanisierung: In vielen Städten fehlt ein funktionierendes Abfallmanagement, und Baustellen werden zu Brutplätzen für Mücken.
- Soziale Bedingungen: Überbevölkerte Wohngebiete mit schwacher Infrastruktur schaffen ideale Voraussetzungen für die Verbreitung des Virus.
- Resistenz gegen Insektizide: Mücken der Art Aedes aegypti entwickeln zunehmend Widerstand gegen gängige Bekämpfungsmittel.
Dengue in Flüchtlingslagern
Besonders gefährdet sind die Lager der Rohingya in Cox’s Bazar. Dort herrscht große Enge, und die sanitären Bedingungen sind schlecht. Außerdem ist der Zugang zu medizinischer Hilfe stark eingeschränkt. 2024 wurden in diesen Lagern mehr als 1.700 Fälle registriert, und 16 % der Erkrankten mussten wegen schwerer Verläufe ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Was ist Dengue-Fieber?
Dengue ist eine Virusinfektion, die durch den Stich der Mücke Aedes aegypti übertragen wird. Typische Symptome sind hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschläge sowie Blutungen. In besonders schweren Fällen kann sich ein hämorrhagisches Fieber entwickeln, das lebensbedrohlich ist.
Die Krankheit kommt vor allem in Süd- und Südostasien, Lateinamerika sowie Afrika vor. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Dengue zu den Infektionskrankheiten, die sich durch den Klimawandel besonders schnell ausbreiten.
Reaktion der Behörden und mögliche Lösungen
Die Regierung Bangladeschs hat verstärkte Maßnahmen angekündigt. Sie setzt verstärkt Insektizide auf den Straßen ein, startet Informationskampagnen und mobilisiert Ärztinnen und Ärzte. Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass kurzfristige Aktionen allein nicht ausreichen, um wiederkehrende Epidemien zu verhindern. Langfristige Strategien sind nötig – von besserem Abfallmanagement bis hin zur Entwicklung eines Impfstoffs, der bereits in mehreren Ländern getestet wird.

Der Rekordausbruch von Dengue in Bangladesch ist nicht nur eine medizinische, sondern auch eine soziale und ökologische Krise. Er macht die Schwächen des Gesundheitssystems sichtbar, zeigt die Probleme der Urbanisierung und verdeutlicht die Folgen des Klimawandels. Wenn das Land nicht von kurzfristigen Reaktionen zu langfristiger Prävention übergeht, werden ähnliche Epidemien weiterhin viele Menschenleben fordern. Zuvor berichteten wir über die Proteste in Brasilien: den Widerstand gegen eine Amnestie für Bolsonaro.