An der Uniklinik Essen sorgt ein schwerer Missbrauchsskandal für Entsetzen. Wie die Redaktion von compakt.de berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen 32-jährigen Krankenpfleger erhoben. Der Mann soll Patienten während einer Vollnarkose oder eines künstlichen Komas sexuell missbraucht haben. Zu den mutmaßlichen Opfern zählt auch ein 14-jähriges Kind. Die Ermittlungen zeichnen das Bild jahrelanger Straftaten in mehreren Kliniken in Nordrhein-Westfalen. Dies berichtet compakt.de unter Berufung auf BILD.
Schwere Vorwürfe gegen Anästhesie- und Intensivpfleger
Laut Anklage soll der Pfleger zwischen April 2017 und August 2025 insgesamt fünf Patienten geschädigt haben. Vier der Betroffenen waren weiblich, ein Opfer männlich. Die bekannten Altersangaben liegen bei 14, 28, 35 und 43 Jahren, das Alter eines weiteren Opfers ist bislang nicht öffentlich bekannt. Die Taten sollen sich in Situationen ereignet haben, in denen die Patienten nicht ansprechbar waren. Damit waren sie den mutmaßlichen Übergriffen vollständig ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem vier Vergewaltigungen vor.

Patienten laut Gericht vollkommen hilflos
Nach Angaben einer Sprecherin des Landgerichts Essen fanden die Taten während einer Vollnarkose oder im künstlichen Koma statt. In diesen Zuständen seien die Betroffenen weder bei Bewusstsein noch in der Lage gewesen, sich zu wehren. Genau diese Schutzlosigkeit macht die Vorwürfe besonders schwerwiegend. Der Fall wirft grundlegende Fragen zur Sicherheit von Patienten auf. Gleichzeitig steht die Verantwortung medizinischer Einrichtungen im Fokus. Die Ermittler sehen hierin einen klaren Missbrauch des beruflichen Vertrauens.
Einsatz in mehreren Kliniken in Nordrhein-Westfalen
Seit April 2025 war der Beschuldigte am Uniklinikum Essen beschäftigt. Drei der mutmaßlichen Taten sollen sich dort ereignet haben. Eine weitere Tat wird einem anderen Krankenhaus zugerechnet. In den vergangenen Jahren war der Pfleger über eine Zeitarbeitsfirma in zahlreichen Kliniken im Einsatz. Dazu zählen unter anderem Einrichtungen in Münster, Gelsenkirchen und Bochum. Insgesamt soll er für rund zehn verschiedene Arbeitgeber gearbeitet haben.
Tätigkeit über Zeitarbeitsfirma
Der häufige Wechsel der Einsatzorte spielte bei den Ermittlungen eine wichtige Rolle. Durch die Tätigkeit als Leiharbeiter war der Pfleger in unterschiedlichen Kliniken tätig. Auch im Klinikum Dortmund soll er nebenberuflich gearbeitet haben. Diese Struktur erschwerte offenbar eine frühzeitige Entdeckung der mutmaßlichen Taten. Erst die Auswertung digitaler Spuren brachte den Fall ins Rollen. Die Ermittler prüfen nun auch organisatorische Abläufe.
Videoaufnahmen und weitere Anklagepunkte
Besonders belastend sind die Vorwürfe rund um Foto- und Videoaufnahmen. Der Beschuldigte soll die Taten gefilmt und fotografiert haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll er dieses Material an eine Bekannte weitergeleitet haben. Gegen die 30-jährige Frau wurde ebenfalls Anklage wegen Beihilfe erhoben. Zusätzlich steht der Pfleger im Verdacht, kinderpornografisches Material besessen und verbreitet zu haben. Diese Punkte verschärfen die rechtliche Lage erheblich.
Fund von belastendem Material bei Durchsuchung
Die Polizei stieß im Rahmen anderer Ermittlungen auf den Verdächtigen. Die Kripo Coesfeld hatte wegen des Verdachts auf Kinder- und Tierpornografie ermittelt. Im Juli wurde seine Wohnung in Olfen durchsucht. Dabei stellten die Beamten mehrere Handys und Speichermedien sicher. Auf diesen Datenträgern sollen sich Videos und Bilder befunden haben, die mutmaßliche Missbrauchstaten zeigen.
Untersuchungshaft und möglicher Prozessbeginn
Anfang August wurde der 32-Jährige in Dortmund festgenommen. Seitdem befindet er sich in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Landgerichts Essen wurde die Anklageschrift inzwischen zugestellt. Nun entscheidet die zuständige Kammer, ob die Anklage zugelassen wird. Sollte dies geschehen, könnte der Prozess bereits im Frühjahr beginnen. Der Fall dürfte weit über Essen hinaus Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
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