Wie die Redaktion von compakt.de berichtet, zeigt eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung, dass mehr als die Hälfte der Bürgergeld-Empfänger in Deutschland nicht aktiv nach einer Arbeitsstelle sucht. Das Bürgergeld soll Menschen in schwierigen Lebenslagen temporär helfen, doch die Studie offenbart Hindernisse bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Über 1000 befragte Bürgergeld-Empfänger zwischen 25 und 50 Jahren haben an der Umfrage teilgenommen, die Einblicke in die Gründe gibt, warum viele von ihnen keine Arbeit suchen.
Gründe für die Nicht-Suche: Gesundheitliche Probleme und fehlende Stellen
Laut der Bertelsmann-Studie sind gesundheitliche Probleme der häufigste Grund, warum Bürgergeld-Empfänger keine Arbeitsstellen suchen. Etwa 74 Prozent der Befragten gaben an, dass sie aufgrund von psychischen oder chronischen Erkrankungen nicht in der Lage sind, aktiv nach einer Stelle zu suchen. Diese Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen viele Bürgergeld-Empfänger konfrontiert sind, und verdeutlichen die Notwendigkeit, ihre individuelle Lebenssituation besser zu berücksichtigen.
Darüber hinaus berichteten 49 Prozent der Befragten, dass es nicht genügend passende Stellenangebote gebe. Für diese Gruppe war die Suche nach einem Job demnach wenig erfolgversprechend, da passende Positionen auf dem Arbeitsmarkt schwer zu finden sind.
Weitere Herausforderungen für Bürgergeld-Empfänger
Neben gesundheitlichen Problemen und der mangelnden Zahl an passenden Stellen gibt es noch andere Faktoren, die die Jobsuche behindern. Ein Viertel der Befragten gab an, dass sich ihre finanzielle Situation durch die Jobsuche nicht verbessern würde. Auch die Betreuung von Kindern oder Angehörigen ist für 22 Prozent ein Hindernis, das die Aufnahme einer Arbeit erschwert.
Der Umgang mit der Situation: Veränderung der Unterstützungssysteme erforderlich
Die Bertelsmann-Stiftung sieht die Ergebnisse der Studie als Indiz dafür, dass ein anderes Unterstützungssystem für diese Bürgergeld-Empfänger notwendig sein könnte. Laut Tobias Ortmann, einem Experten der Stiftung, sollte in Fällen, in denen gesundheitliche Einschränkungen eine Integration in den Arbeitsmarkt verhindern, geprüft werden, ob eine Anpassung der Unterstützung, wie die Sozialhilfe oder Erwerbsminderungsrente, eine bessere Lösung darstellt.
Das Bürgergeld soll eigentlich den Übergang in den Arbeitsmarkt erleichtern, jedoch zeigt die Studie, dass ein erheblicher Teil der Empfänger mit Herausforderungen konfrontiert ist, die eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt erschweren. Es braucht ein umfassenderes System, das auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Menschen eingeht.
Psychische und chronische Erkrankungen als häufige Barrieren
Die Studie verdeutlicht, dass psychische und chronische Erkrankungen eine bedeutende Rolle bei der Arbeitsmarktintegration spielen. Etwa 45 Prozent der befragten Bürgergeld-Empfänger berichteten von psychischen oder chronischen Erkrankungen. Die Notwendigkeit einer individuelleren Unterstützung wird hier besonders deutlich, da allgemeine Programme zur Arbeitsmarktintegration oft nicht ausreichen, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Geringe Investitionen in die Jobsuche
Selbst bei denjenigen, die aktiv nach einer Arbeitsstelle suchen, investieren nur wenige ausreichend Zeit. Laut der Studie verbringen nur 6 Prozent der aktiven Suchenden mehr als 20 Stunden pro Woche mit der Recherche nach offenen Stellen. Weitere 26 Prozent investieren maximal 9 Stunden pro Woche. Dies deutet darauf hin, dass viele Bürgergeld-Empfänger entweder nicht genügend Unterstützung erhalten oder dass sie aufgrund anderer Herausforderungen nicht in der Lage sind, eine vollzeitmäßige Jobsuche zu betreiben.
Maßnahmen zur Verbesserung: Die Rolle der Jobcenter
Die Jobcenter spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Menschen in passende Arbeitsplätze zu vermitteln. Roman Wink, ein weiterer Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann-Stiftung, betont, dass die Jobcenter den Fokus auf eine bessere Vermittlung legen müssen, anstatt sich nur auf bürokratische Prozesse zu konzentrieren. Eine zielgerichtetere und individuellere Unterstützung der Bürgergeld-Empfänger ist notwendig, um den Arbeitsmarkt für diese Gruppe zugänglicher zu machen.
Notwendigkeit eines angepassten Unterstützungssystems
Die Studie zeigt deutlich, dass viele Bürgergeld-Empfänger in ihrer Jobsuche auf Hindernisse stoßen, die nicht allein durch die Suche nach einem Arbeitsplatz überwunden werden können. Es bedarf einer Anpassung der Unterstützungssysteme, die den individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Dies könnte nicht nur die Lebenssituation der Bürgergeld-Empfänger verbessern, sondern auch langfristig dazu beitragen, die Integration in den Arbeitsmarkt erfolgreicher zu gestalten.
Lesen Sie auch: Reallöhne steigen deutlich – Deutsche bekommen wieder mehr Kaufkraft.