Im Regionalverkehr von Nordrhein-Westfalen kam es am Sonntagnachmittag zu einem schwerwiegenden Zwischenfall, der ein schnelles Eingreifen von Zugpersonal und Polizei erforderlich machte. Wie die Redaktion von compakt.de berichtet, bemerkten Fahrgäste und Mitarbeiter Unregelmäßigkeiten im Fahrverhalten des Lokführers bereits kurz vor dem außerplanmäßigen Halt. Die Situation eskalierte, als der Zug nicht am vorgesehenen Bahnhof stoppte und stattdessen auf offener Strecke zum Stehen kam. Dadurch wurde rasch klar, dass der Fahrer nicht in der Lage war, den Zug sicher weiterzuführen. Die anschließende Kontrolle deckte einen extrem hohen Alkoholwert auf, was zu einer sofortigen Evakuierung führte.
Ungeplanter Halt offenbart schweres Fehlverhalten
Der Regionalexpress RE6 des Betreibers National Express zeigte bereits vor dem Stopp technische und organisatorische Auffälligkeiten, die das Zugpersonal misstrauisch machten. Mehrere Türschließungen funktionierten ungewöhnlich langsam, was zunächst als technische Störung interpretiert wurde. Doch die Situation veränderte sich schlagartig, als der 53-jährige Lokführer den Bahnhof Rheda-Wiedenbrück nicht anfuhr, sondern weiterfuhr und schließlich mitten auf der Strecke zwischen Rheda-Wiedenbrück und Oelde bremste. Das ungewöhnliche Verhalten zwang den Zugbegleiter dazu, unverzüglich nach dem Rechten zu sehen. Beim Betreten des Führerstands fiel ein deutlicher Alkoholgeruch auf, der sofortige Maßnahmen erforderlich machte. Die Bundespolizei wurde alarmiert und der Fahrer gestoppt.
Auffälligkeiten vor dem Stopp
- Verzögerte Türschließungen
- Ignorierter planmäßiger Halt am Bahnhof
- Ungewöhnlich starkes Abbremsen auf freier Strecke
- Reaktion des Zugpersonals auf Alkoholgeruch
- Alarmierung der Polizei durch den Zugbegleiter
Zugbegleiter verhindert Weiterfahrt und alarmiert Polizei
Der Zugbegleiter griff in dieser kritischen Situation präzise und entschlossen ein, um die Sicherheit der rund 250 Fahrgäste zu gewährleisten. Nachdem er den Fahrer konfrontiert hatte, unterband er jeglichen weiteren Fahrbetrieb und stellte sicher, dass keine Gefahr mehr von dem Lokführer ausging. Die eintreffenden Einsatzkräfte der Bundespolizei nahmen den Mann in Gewahrsam, nachdem ein Atemalkoholtest 2,67 Promille ergeben hatte. Dieser Wert zeigt eine erhebliche Einschränkung der Reaktionsfähigkeit, die im Bahnverkehr lebensgefährlich werden kann. Zusätzlich deuteten Verhaltensweisen des Mannes auf eine psychische Ausnahmesituation hin, weshalb er unmittelbar in eine Klinik eingewiesen wurde. Die Feuerwehr unterstützte parallel die Evakuierung der Fahrgäste, die ruhig und geordnet erfolgte.
Maßnahmen der Einsatzkräfte
- Sicherung des Zuges gegen Weiterfahrt
- Alkoholtest und Feststellung des Promillewerts
- Überstellung des Lokführers in eine Klinik
- Evakuierung von rund 250 Passagieren
- Einleitung eines Strafverfahrens durch die Behörden
Keine Verletzten unter den Fahrgästen
Trotz der potenziell gefährlichen Situation kam es zu keinen Verletzungen unter den Passagieren, was auf das schnelle und koordinierte Handeln des Zugpersonals zurückzuführen ist. Die Feuerwehr koordinierte die Evakuierung entlang der Gleise, was angesichts der Position des Zuges auf freier Strecke logistisch anspruchsvoll war. Fahrgäste wurden anschließend mit Ersatztransporten weiterbefördert, da der Zug für polizeiliche Untersuchungen sichergestellt wurde. Die Bundespolizei leitete gleichzeitig ein Strafverfahren gegen den Lokführer ein. Der Vorfall wirft Fragen über die internen Kontrollen und Sicherheitsmechanismen im Bahnsektor auf, insbesondere im Hinblick auf die regelmäßige Überprüfung von Personal in sicherheitskritischen Funktionen.
Ermittlungen gegen Lokführer und offene Fragen zur Sicherheit
Die Behörden prüfen nun, wie der Mann trotz des hohen Alkoholpegels seinen Dienst antreten konnte und ob Sicherheitsprotokolle verletzt wurden. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass keine unmittelbaren Kontrollen vor Fahrtbeginn stattgefunden haben. Dies wirft die Frage auf, ob zentrale Mechanismen zur Sicherstellung der Fahrtüchtigkeit ausreichend sind. Bahnexperten betonen, dass sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen künftig verstärkt werden müssen, um ähnliche Vorfälle auszuschließen. Für den Lokführer selbst bedeutet der Zwischenfall nicht nur strafrechtliche, sondern auch arbeitsrechtliche Konsequenzen. Die Ermittlungen werden voraussichtlich mehrere Wochen dauern.
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