Weihnachtsmarkt-Absagen in NRW – Städte kämpfen mit Kosten

Weihnachtsmarkt-Absagen in NRW - Städte kämpfen mit Kosten

Die besinnliche Jahreszeit beginnt, doch nicht überall wird gefeiert. In Overath bei Köln fällt der beliebte Weihnachtsmarkt in diesem Jahr aus – die Kosten sind zu hoch. Wie die Redaktion von compakt.de berichtet, zwingt der enorme finanzielle Aufwand für Sicherheits- und Anti-Terror-Maßnahmen die Stadt dazu, den Markt abzusagen. Damit entfällt für viele Bürger ein lieb gewonnenes Ritual: kein Duft von Glühwein, keine Buden, keine festliche Beleuchtung. Die Entscheidung sorgt für Enttäuschung, aber auch für Diskussionen über die Zukunft lokaler Veranstaltungen.

Tradition mit langer Geschichte endet abrupt

Der Weihnachtsmarkt rund um die Pfarrkirche St. Walburga war über Jahre hinweg ein fester Bestandteil des Stadtlebens. Familien, Vereine und Händler freuten sich jedes Jahr auf das erste Adventswochenende. Doch ohne ausreichende Mittel für Sicherheit kann die Veranstaltung nicht stattfinden. Der Stadtmarketingverein Overath, der bisher für die Organisation verantwortlich war, hat keine finanziellen Reserven mehr.

Gründe für die Absage

  1. Sicherheitsauflagen und Terrorabwehrmaßnahmen wurden verschärft.
  2. Die Kosten für Absperrungen und Sicherheitspersonal sind stark gestiegen.
  3. Einnahmen aus früheren Großveranstaltungen reichen nicht mehr aus.
  4. Die Stadt lehnt es ab, die Sicherheitskosten zu übernehmen.
  5. Gerichtsurteile verhindern, dass private Veranstalter belastet werden.

In den letzten anderthalb Jahren musste der Verein rund 17.500 Euro allein für Sicherheitsmaßnahmen aufbringen. Laut Vorsitzendem Andreas Koschmann ist das finanziell nicht mehr tragbar. Da die Stadt Overath keine Unterstützung anbietet, bleibt nur die Absage.

Kerpen setzt auf Umbenennung statt Absage

Auch in Kerpen, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen, kämpft man mit hohen Auflagen und Kosten. Statt den Weihnachtsmarkt ganz zu streichen, hat die Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt Kerpen (AGK) eine kreative Lösung gefunden: Der Markt heißt in diesem Jahr „Genussmarkt im Advent“. Durch diese Umbenennung lassen sich bürokratische Hürden umgehen, und die Veranstaltung kann in kleinerem Rahmen stattfinden.

Das steckt hinter dem neuen Konzept

  • Kleinere Fläche bedeutet weniger Sicherheitszonen
  • Weniger Personal und niedrigere Kosten
  • Fokus auf regionale Produkte und gemütliches Ambiente
  • Reduzierte Besucherzahl für mehr Übersicht und Kontrolle

Die Verantwortlichen betonen, dass es keine Aufgabe, sondern eine Anpassung sei. Der neue Name soll Flexibilität schaffen und die Tradition bewahren, auch wenn das Angebot bescheidener ausfällt.

Weitere Städte streichen ihre Weihnachtsmärkte

Nicht nur in Nordrhein-Westfalen wird gespart. In mehreren deutschen Städten mussten Organisatoren bereits die Reißleine ziehen. Die Gründe reichen von Geldmangel bis zu Baumaßnahmen oder fehlenden Betreibern.

Beispiele aus anderen Regionen

  1. Rostock (Mecklenburg-Vorpommern): Der historische Weihnachtsmarkt im IGA Park fällt komplett aus. Stattdessen soll im Frühjahr ein Mittelalterspektakel stattfinden.
  2. Hamburg-Rahlstedt: Mangels Einnahmen und fehlender Stände wurde der Markt gestrichen.
  3. Dortmund (NRW): Der Weihnachtsmarkt am Schloss Bodelschwingh pausiert wegen Sanierungsarbeiten.

Diese Entwicklung zeigt: Selbst traditionelle Veranstaltungen sind zunehmend von wirtschaftlichen Zwängen betroffen.

Diskussion über Verantwortung und Zukunft

Viele Bürger fragen sich, wer künftig für die Sicherheit solcher Feste aufkommen soll. Städte verweisen auf leere Kassen, Veranstalter auf überbordende Vorschriften. Während große Städte wie Köln oder München über mehr Ressourcen verfügen, geraten kleinere Kommunen unter Druck.

Vorschläge zur Entlastung kleiner Veranstalter

  • Gemeinsame Sicherheitsfonds von Land und Kommunen
  • Steuerliche Entlastungen für ehrenamtliche Organisatoren
  • Mehr Unterstützung durch Sponsoren und lokale Unternehmen
  • Vereinfachte Genehmigungsverfahren für kleine Märkte

Einige Experten fordern zudem, dass Sicherheitskosten künftig staatlich subventioniert werden, um kulturelle Veranstaltungen zu schützen. Ohne solche Maßnahmen droht vielen Städten der Verlust wichtiger Traditionen.

Weihnachtsmärkte bleiben Symbol der Gemeinschaft

Trotz aller finanziellen Hürden ist der Wunsch nach Weihnachtsstimmung ungebrochen. In vielen Orten suchen Bürger nach Alternativen: kleinere Nachbarschaftsfeste, private Adventsbasare oder Benefizaktionen.

In Overath hoffen die Menschen, dass der Markt 2026 zurückkehrt – vielleicht in neuem Format, aber mit derselben Wärme und Gemeinschaft, die ihn jahrzehntelang geprägt haben. Denn für viele steht fest: Weihnachten ohne Lichterglanz ist kaum vorstellbar.

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