In einem Steinbruch nahe Holzmaden im Südwesten Deutschlands haben Paläontologen eine neue Art von Meeresreptil identifiziert – Plesionectes longicollum, der vor etwa 183 Millionen Jahren lebte. Obwohl das Fossil bereits 1978 entdeckt wurde, wurde es erst jetzt offiziell als eigene Taxon anerkannt. Die Analyse führten Experten des Naturkundemuseums in Bielefeld durch. Es handelt sich um ein junges, noch nicht vollständig entwickeltes Exemplar eines Plesiosauriers – ein extrem seltener Fund in der archäologischen Überlieferung, berichtet Compakt.DE unter Berufung auf Interesting Engineering.
Einzigartigkeit des Fundes: außergewöhnlicher Erhaltungszustand
Das Skelett ist nahezu vollständig erhalten und weist sogar Reste von Weichgewebe auf – ein seltener Befund bei fossilen Reptilien. Es stammt aus dem Posidonienschiefer, einer geologischen Formation aus dem Jura, die für ihre Fähigkeit bekannt ist, biologisches Material in außergewöhnlich detailliertem Zustand zu konservieren. Dies ermöglichte eine präzise anatomische Analyse, bei der festgestellt wurde, dass sich Plesionectes longicollum deutlich von bisher bekannten Plesiosauriern seiner Zeit unterscheidet.
Was Plesionectes longicollum von anderen Meeresräubern unterscheidet
Laut dem leitenden Forscher Sven Sachs zeigt die Morphologie der neuen Art eine einzigartige Struktur des Halses und des Schultergürtels. Diese Unterschiede deuten auf eine abweichende Jagdweise oder Fortbewegung im Wasser hin, verglichen mit bekannteren Plesiosauriern. Körperform, der lange Hals und die besonderen Wirbelmerkmale weisen auf eine Anpassung an spezifische Umweltbedingungen in der frühen Phase des Toarciums hin.
Geologischer Kontext: ein Plesiosaurier in Zeiten globaler Hypoxie
Die Bedeutung der Entdeckung wird durch den Kontext der Epoche verstärkt. Zu Beginn des Toarciums kam es zu einem anoxischen Ereignis – einem massiven Sauerstoffmangel in den Ozeanen. Dies führte zum Aussterben zahlreicher Arten, schuf jedoch zugleich Bedingungen, unter denen die Körper toter Organismen ungestört in schlammigen Sedimenten erhalten blieben. Diese Umstände förderten die Konservierung seltener Fossilien wie des Plesiosauriers aus Holzmaden und ermöglichen heute eine präzise Rekonstruktion der damaligen Ökosysteme.
Wo das Fossil von Plesionectes longicollum zu sehen ist
Derzeit ist das Fossil, registriert unter der Nummer SMNS 51945, Teil der Dauerausstellung im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Es wurde nicht nur zu einer wissenschaftlichen Sensation, sondern auch zu einem Besuchermagneten für Interessierte an marinen Ökosystemen des Jura. Laut Paläontologe Daniel Madzia ist dieser Fund eine wertvolle Ergänzung zum Verständnis der Biodiversität prähistorischer Ozeane in kritischen Phasen der Evolutionsgeschichte. Zuvor berichteten wir, dass Brandanschläge den Bahnverkehr in Deutschland lahmgelegt haben – Chronologie, Folgen und Reaktionen.