Das Bayerische Landeskriminalamt hat drei Männer festgenommen, die verdächtigt werden, eine Verschwörung zum gewaltsamen Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung in Deutschland geplant zu haben. Nach Angaben der Ermittler gehören die Festgenommenen einem rechtsextremen Netzwerk an, das mit der sogenannten „Reichsbürger“-Bewegung und dem Umfeld von Heinrich XIII. Prinz Reuß verbunden ist, berichtet Compakt.DE unter Berufung auf Tagesschau.
Wer sind die Reichsbürger und warum gelten sie als gefährlich?
Die „Reichsbürger“ sind eine radikale Bewegung, deren Anhänger die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland ablehnen und nur die Rechtsordnung des Deutschen Reiches bis 1945 anerkennen. Teile der Bewegung organisieren sich in paramilitärischen Gruppen mit dem Ziel, die Macht gewaltsam zu übernehmen. Die deutschen Behörden stufen sie als potenzielle terroristische Bedrohung ein.
Details zu Festnahmen und Ermittlungen
Am Donnerstag, dem 7. August, fanden gleichzeitig in Bayern, Sachsen und Thüringen acht Durchsuchungen statt. Zielobjekte befanden sich in den Regionen Forchheim und Nürnberger Land, im Erzgebirgskreis, in Chemnitz sowie im Landkreis Eichsfeld. Bei den Festgenommenen wurden Waffen, Munition und elektronische Datenträger sichergestellt, die als Beweismaterial für geplante Gewaltakte dienen könnten. Laut der Staatsanwaltschaft München handelt es sich bei den drei festgenommenen Männern um Personen im Alter zwischen 40 und 61 Jahren, gegen die bereits Haftbefehle wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens vorlagen. Insgesamt sind sechs Personen, darunter eine Frau, in die Ermittlungen involviert.
Wer steht hinter der Gruppe? Verbindung zu Heinrich XIII.
Nach Angaben der Ermittler besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Gruppe und dem Netzwerk rund um Heinrich XIII. Prinz Reuß – einem bekannten Anhänger monarchistischer Ideologie. Bereits im Jahr 2022 war Reuß im Rahmen einer großangelegten Razzia gegen Reichsbürger verhaftet worden, bei der mehr als 25 Personen festgenommen wurden. Er soll geplant haben, den Bundestag zu stürzen und eine „Übergangsregierung“ mit eigener Struktur zu etablieren. Die Strafprozesse gegen Reuß laufen seit 2024 in München, Frankfurt und Stuttgart. Ihm wird eine langfristige Vorbereitung eines Umsturzes seit dem Jahr 2021 vorgeworfen.
Militärisches Training und gefälschte Identitäten
Ein zentraler Bestandteil der Ermittlungen ist ein illegales Schießtraining, das im April 2022 auf einem ehemaligen Bundeswehr-Übungsgelände nahe Bayreuth stattfand. Dabei sollen sowohl ehemalige Soldaten als auch Zivilisten teilgenommen haben – einige nutzten gefälschte Papiere.
Laut den Ermittlungen gehörten zu den Teilnehmern:
- Thomas T., ein enger Vertrauter von Heinrich XIII
- die ehemaligen Elitesoldaten Rüdiger von P. und Peter W.
Einige dieser Personen waren nicht in den ersten drei Strafverfahren angeklagt, doch die Ermittlungen wurden nun ausgeweitet – neue Verdächtige geraten zunehmend in den Fokus der bayerischen Justiz.
Reichsbürger und die politische Stabilität Deutschlands
Seit Anfang der 2020er-Jahre haben rechtsextreme Strukturen in Deutschland an Einfluss gewonnen. Im Jahr 2024 erließ das Bundesinnenministerium 189 Haftbefehle gegen Personen, die extremistischen Gruppen angehören und die Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennen. Als Reaktion darauf intensivierten die Behörden ihre Überwachung extremistischer Netzwerke, in Kooperation mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Europol. Die Sicherheitsbehörden warnen: Die Reichsbürger-Ideologie ist längst keine Randerscheinung mehr – sie stellt inzwischen eine reale Bedrohung für die Demokratie dar.
Ausblick: Justiz, Politik und innere Sicherheit
Die Ermittlungen werden voraussichtlich bis mindestens 2026 andauern, wobei die Zahl der Verdächtigen noch steigen könnte. Ziel der Ermittler ist es, die gesamte Struktur des Netzwerks aufzudecken – inklusive Finanzquellen, Kommunikationswege und internationaler Verbindungen. Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, die Strategie gegen inneren Extremismus zu überarbeiten. Vorgesehen sind unter anderem strengere Kontrollen bei privaten Schießanlagen, paramilitärischen Vereinen sowie die Überprüfung von Identitäten auf Fälschungen. Zuvor berichteten wir über die Gefährdung der OSZE-Grundsätze durch Putins Aggression – Deutschlands Außenminister übte scharfe Kritik.