Im August 2025 geriet die deutsche Öffentlichkeit in eine hitzige Debatte, nachdem die Verwaltung des Nürnberger Zoos bekannt gab, dass 12 Paviane aufgrund einer kritischen Überbelegung des Geheges getötet wurden. Laut offiziellen Angaben war das Gehege für 25 erwachsene Tiere ausgelegt, tatsächlich lebten dort jedoch über 40. Da eine Erweiterung unmöglich war und Versuche zur Geburtenkontrolle scheiterten, wurden einige Tiere eingeschläfert. Sechs Kadaver, die nicht beschädigt wurden, wurden anschließend als Futter für Raubtiere verwendet. Der Zoo betont, dass dies sowohl ethischen Standards als auch natürlichen Szenarien in freier Wildbahn entspreche, berichtet Compakt.DE unter Berufung auf DW.
Warum die Geburtenkontrolle scheiterte
Seit 2021 setzte der Zoo hormonelle Verhütungsmittel bei den Weibchen ein, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. Der Eingriff störte die soziale Struktur der Gruppe – Aggressionen nahmen zu, dominante Männchen wechselten chaotisch. Ein Transfer überschüssiger Tiere an andere Zoos scheiterte aufgrund mangelnder Kapazitäten. Der Bau eines neuen Geheges war aus finanziellen und logistischen Gründen nicht umsetzbar.
Wie mit den Pavian-Kadavern verfahren wurde
Die Zooverwaltung informierte offen: Von den 12 getöteten Pavianen wurden sechs an Raubtiere verfüttert. Vier Skelette werden für Bildungszwecke in eine Museumssammlung aufgenommen. Zwei Tiere starben während der Narkoseeinleitung und wurden zur pathologischen Untersuchung überstellt. Alle Überreste wurden gemäß veterinärmedizinischer Richtlinien behandelt. Laut Zoo wurden Köpfe und Gehirne für Verhaltensforschung konserviert, während Gliedmaßen entfernt wurden, um Besucher beim Füttern der Raubtiere nicht zu schockieren.
Empörung in der Gesellschaft und Reaktion der Behörden
Trotz der Transparenz der Verwaltung war die Reaktion der Öffentlichkeit heftig. Die Tierschutzorganisation Animal Rebellion errichtete ein Protestcamp vor dem Zoo und forderte ein sofortiges Ende der Euthanasie sowie eine Überprüfung der Zuchtprogramme. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth leitete eine Vorprüfung ein, nachdem Hunderte Beschwerden eingegangen waren – im Verdacht steht ein möglicher Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Aktivisten verweisen auf Alternativen wie ein Netzwerk für Tiertransfers oder spezialisierte Auffangstationen.
Wird der Fall zum Präzedenzfall für europäische Zoos?
Der Nürnberger Zoo betont, dass sein Vorgehen internationalen zoologischen Standards entspreche. Dennoch wirft der Vorfall Fragen zur Populationskontrolle in geschlossenen Systemen auf. Angesichts zunehmender Urbanisierung und sinkender Zoo-Budgets in der EU zeigt der Fall die strukturellen Probleme der Branche – den Balanceakt zwischen Ethik, Wissenschaft und natürlichem Überlebenstrieb. Früher berichteten wir darüber, was passiert, wenn man eine Spinne im Haus tötet – Volksglauben, wissenschaftliche Erkenntnisse und die ungeschriebenen Regeln des Zusammenlebens.