Rechtschreibung im Deutschen: imstande oder im Stande?

Rechtschreibung imstande oder im Stande – richtig erklärt

Kaum ein anderes Wort sorgt in der deutschen Rechtschreibung für so viel Unsicherheit wie „imstande“. Viele Lernende und selbst Muttersprachler fragen sich, ob die ältere Variante „im Stande“ weiterhin korrekt ist oder ob nur noch die zusammengeschriebene Form gilt. Die Diskussion reicht zurück bis ins 19. Jahrhundert und spiegelt den Wandel der Sprache zwischen Tradition und moderner Vereinheitlichung wider – Compakt.DE.

Historischer Hintergrund: Entstehung von „im Stande“

Ursprünglich war „im Stande“ eine feste Präpositionalgruppe: „im“ (in dem) und „Stande“ (Dativ von „Stand“). Damit wurde der Zustand einer Person beschrieben, also ob sie in der Lage war, etwas zu tun. Im klassischen Deutsch der Goethe-Zeit galt diese Getrenntschreibung als Standard. Mit der Zeit entwickelte sich jedoch eine Verschmelzung, da das Wort immer häufiger als feste Wendung verstanden wurde.

Rechtschreibreform und offizielle Regelung

Mit den Rechtschreibreformen des 20. Jahrhunderts wurde eine klare Richtung vorgegeben. Seit der Reform von 1996 und den Anpassungen 2006 gilt offiziell nur noch die Zusammenschreibung „imstande“. Sie wird in Wörterbüchern und im schulischen Unterricht als einzig richtige Variante geführt. „Im Stande“ gilt heute als veraltet und wird in formellen Texten nicht mehr empfohlen.

Wann „imstande“ verwendet wird

Die Wendung bedeutet „fähig sein“ oder „in der Lage sein“. Beispiele:

  • „Sie war imstande, die Aufgabe allein zu lösen.“
  • „Niemand ist imstande, das Ergebnis vorherzusagen.“

Die Schreibweise zeigt, dass es sich nicht mehr um eine lose Wortgruppe, sondern um eine feste adverbiale Wendung handelt.

Warum „im Stande“ noch immer existiert

Obwohl die moderne Regelung eindeutig ist, taucht „im Stande“ noch in älteren Texten, juristischen Dokumenten oder literarischen Werken auf. Manche konservative Schreibstile bevorzugen es, um einen traditionellen oder gehobenen Ton zu wahren. Dennoch wird die Variante in aktuellen Prüfungen oder im beruflichen Alltag oft als falsch markiert.

Häufige Fehler und Missverständnisse

Viele Lernende glauben, beide Schreibweisen seien gleichwertig. Tatsächlich unterscheidet die heutige Norm deutlich: „imstande“ ist korrekt, „im Stande“ gilt als archaisch. Verwechslungsgefahr entsteht auch, wenn „Stand“ in anderen Kontexten benutzt wird, etwa „im Stand der Verhandlungen“. Hier ist die Getrenntschreibung weiterhin richtig, da es sich nicht um die feste Wendung „imstande“ handelt, sondern um den Substantiv „Stand“ im wörtlichen Sinn.

Für zeitgemäße Texte im Beruf, in der Wissenschaft und im Alltag ist ausschließlich „imstande“ zu empfehlen. Wer jedoch historische Literatur liest oder ältere juristische Dokumente konsultiert, wird unweigerlich auf „im Stande“ stoßen. Die Kenntnis beider Formen ist daher wichtig – nicht um beide aktiv zu verwenden, sondern um Texte vergangener Epochen richtig einordnen zu können. Früher haben wir ebenfalls darüber berichtet: Zurzeit oder zur Zeit – so verwenden Sie beide Formen korrekt.