Proteste in Altai: Widerstand gegen Kreml und Ressourcenpolitik

Altai-Proteste Widerstand gegen Kreml und Ressourcen

In der Republik Altai haben Dutzende von Städten und Dörfern mit Protesten reagiert, nachdem das Oberste Gericht die Auflösung der lokalen Räte beschlossen hatte. Diese Gremien galten bislang als letzte Barriere für die Einwohner im Kampf gegen die Interessen der kremlnahen „Investoren“. Vor dem Gerichtsgebäude skandierten Demonstranten „Altai – das sind wir!“ und forderten den Rücktritt des Regionalchefs Andrei Turchak, berichtete die Compakt.DE.

Die Rolle von Turchak und sein Einfluss auf die Wirtschaft

Andrei Turchak, ehemaliger Generalsekretär der „Einiges Russland“-Partei, erhielt seinen Posten in Altai, nachdem sein politisches Gewicht in Moskau gesunken war. Sein Amtsantritt fiel mit radikalen Veränderungen in der regionalen Verwaltung zusammen: Er entließ die Regierung und ernannte Alexander Prokopjew, Sohn der Eigentümerin des Konzerns „Evalar“, zum Interims-Premier. Seitdem haben Reformen begonnen, die die Kontrolle über Land und Ressourcen faktisch in die Hände kremlnaher Geschäftsgruppen legten.

Wirtschaftliche Ursachen der Unzufriedenheit

Einheimische berichten, dass sie den Zugang zu Weiden und traditionellen Flächen verloren haben, auf denen sie Heilkräuter sammelten. Während die Bewohner früher selbst Einkommen erzielen konnten, gehen die Ressourcen nun an „Evalar“ und verbundene Unternehmen über. Das hat zu massiver Empörung geführt: Menschen befürchten niedrige Löhne, steigende Lebensmittelpreise und sogar Zwangsräumungen.

Andrej Turchak im Kreml

Proteste über Altai hinaus

Seit dem Frühjahr 2025 erlebt Altai die größten Demonstrationen in seiner Geschichte. Die bislang größte Kundgebung in Gorno-Altaisk vereinte über 3.000 Teilnehmer. Die Protestwelle erfasste auch andere Regionen Russlands – von Burjatien bis zur Oblast Tjumen. Vertreter aus Tuwa, Sacha und sogar Kirgisistan schließen sich an. Die lokalen Aufstände entwickeln sich zu sichtbaren Zeichen einer systemischen Krise in der russischen Regionalpolitik.

Der ukrainische Faktor und internationale Dimensionen

Ein besonderer Kontext der Proteste liegt in den Parallelen zu den besetzten ukrainischen Regionen. Auch dort regt sich Widerstand gegen die russische Verwaltung – selbst unter prorussischen Einwohnern. Für die Ukraine werden die Ereignisse in Altai zum Beispiel dafür, dass das zentralisierte Modell des Kremls nicht nur in der Ukraine, sondern auch innerhalb Russlands auf Ablehnung stößt.

Bedrohen die Proteste Putins Macht in Russland?

Die Kundgebungen in Altai haben sich zu einer offenen Frontstellung gegen Entscheidungen aus Moskau entwickelt. Sollte sich die Protestwelle auf weitere Republiken ausdehnen, droht dem Kreml eine ernste Herausforderung seiner Machtvertikale. Obwohl Moskau bereits mit Repressionen reagiert – Festnahmen von Aktivisten und das Blockieren von Demonstrationen –, wächst das Protestpotenzial weiter. Früher berichteten wir darüber, dass russische Drohnen SOCAR-Öldepots bei Odessa zerstörten.