Vor dem Hintergrund einer globalen Neuausrichtung des militärischen Kräfteverhältnisses hat die Türkei einen deutlichen Anspruch auf technologische Führungsrolle erhoben. Auf der Rüstungsmesse IDEF-2025 in Istanbul wurden zwei neue Munitionstypen vorgestellt, die sofort das Interesse von Militärexperten und Analysten geweckt haben. Die Rede ist von den Bomben Gazap („Zorn“) und NEB-2 Ghost („Geist“), die laut Compakt.DE die nächste Entwicklungsstufe konventioneller Waffen im 21. Jahrhundert markieren.
Gazap: Die türkische Antwort auf Superwaffen
Nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums ist Gazap die bislang stärkste konventionelle Bombe des Landes. Sie wiegt 2.000 Pfund (etwa 970 kg) und zeichnet sich durch einen neuartigen Splittereffekt aus: Beim Detonieren werden bis zu 10.000 Metallfragmente freigesetzt, die eine Fläche von bis zu einem Quadratkilometer abdecken. Die Aufpralldichte liegt bei mehr als zehn Fragmenten pro Quadratmeter – dreimal mehr als bei Standardbomben wie der MK-82 oder MK-84. Chefentwicklerin Nilüfer Kuzulu betont: Die Verteilung der Fragmente erfolgt kontrolliert, nach dem Prinzip einer Defensivgranate – jedoch im weitaus größeren Maßstab.
Hochtemperaturwaffe der neuen Generation: Gazaps Thermobarik-Potenzial
Ein weiteres zentrales Merkmal ist der thermobarische Effekt. Im Explosionsbereich entsteht ein enormer Überdruck und eine Hitze von bis zu 3.000 °C. Das reicht aus, um Metallkonstruktionen und Beton zu schmelzen – ideal für den Einsatz gegen Bunker, Hangars und Lagerstätten. Künftig soll Gazap nicht nur mit F-16- und F-4-Kampfjets kompatibel sein, sondern auch für große Drohnensysteme angepasst werden.
NEB-2 Ghost: Durchschlagskraft für unterirdische Ziele
Ein weiterer Höhepunkt der Präsentation war die Bombe NEB-2 Ghost, die speziell für die Zerstörung unterirdischer Bunker entwickelt wurde. Laut Ingenieuren kann die Bombe sieben Meter Stahlbeton der Klasse C50 durchschlagen – ein Standard, der bei nuklearen Einrichtungen Anwendung findet. In Feldtests drang NEB-2 bis zu 90 Meter tief in dichten Boden ein und zeigte eine außergewöhnliche Zerstörungskraft. Die zentrale Innovation: Eine verzögerte Zündung mit 240 Millisekunden Wartezeit nach dem Aufprall, wodurch maximale Eindringtiefe vor der Detonation erreicht wird. Diese Technik steigert die Effektivität gegen unterirdische Kommandoposten, Munitionsdepots und Raketensilos erheblich.
Symbolik zwischen Technik und Geopolitik
Die Präsentation von Gazap und NEB-2 Ghost geht über die technische Dimension hinaus. Sie signalisiert auch den geopolitischen Anspruch der Türkei. Die Entwicklung solcher Hochtechnologiewaffen zeigt das Streben nach größerer Autonomie in Sicherheits- und Verteidigungsfragen. Ankara präsentiert sich nicht mehr nur als Abnehmer westlicher Rüstungsgüter, sondern als eigenständiger Entwickler von Systemen, die das militärische Gleichgewicht verändern können.
IDEF-2025 hat gezeigt: Die Türkei tritt in eine neue Ära konventioneller Waffen ein. Gazap und NEB-2 Ghost sind keine Prototypen, sondern zertifizierte Kampfsysteme, einsatzbereit unter realen Bedingungen. In Zeiten hybrider Konflikte bedeutet das: Konventionelle Waffen erreichen inzwischen Wirkungsebenen, die früher nur mit Nuklearwaffen assoziiert wurden. Früher berichteten wir: Brandanschläge lähmen den Bahnverkehr in Deutschland – Chronologie, Auswirkungen und Reaktionen.